





Eine Rezension von Hellmuth Opitz
aus: Tentakel 01/2023, Literaturzeitschrift

Anthologien sind ja die COLORADO-Tüten unter den literarischen Veröffentlichungen: die Mischung macht’s. Dass hier statt Weingummi und Lakritz eher Prosa und Lyrik für das eigene Wohl sorgen, tut dem Genuss keinen Abbruch, im Gegenteil: Man stößt mit dem Umblättern jeder Seite auf poetische Überraschungen, andere Stile, unterschiedliche Gattungen, kurz: heterogene Elementarteilchen der Literatur. Schon der Titel „Rapunzelzeiten“ erlaubt mehrere Deutungen: Er kann eine Anspielung auf die Corona-Pandemie sein, in der die Literatur gezwungen war, sich mangels Lesungen in den Elfenbeinturm des eigenen Schreibzimmers zurückzuziehen und neue Texte allenfalls wie Rapunzelzöpfe in die Öffentlichkeit zu bringen. Es kann aber auch schlicht heißen, dass es höchste Zeit ist, alte Zöpfe abzuschneiden.
Herforder AutorInnengruppe – Rapunzelzeiten weiterlesen